Ein Brief zur Halbzeit

Hochwohlgeborener Herr Doctor Bruckner!

Darf ich so frei sein, Hochdenselben anzuschreiben, auch wenn ich den Tonfall gleich wieder verlasse, den Sie brieflich angewandt hätten, ganz Ihrer Zeit gemäß und doch anders, wie wenn wir miteinander sprächen: Wir hätten uns vermutlich gleich an unserem Dialekt erkannt. Ach, hätten Sie eine Freude, wenn Sie wüssten, wie viele Kunstschaffende von Ihnen bis heute Bilder schaffen und geschaffen haben. In vielen Verfassungen blicken Sie uns an, in, an und vor Häusern, nicht nur in Oberösterreich. Im Wiener Stadtpark stehen Sie ebenso wie im Wiener Musikverein. Sie sind berühmt! Beruhigt Sie das? Kultur ist kein Standbild, sondern eine Bewegung, und diese wird in all ihren Richtungsmöglichkeiten von den Feierlichkeiten zu Ihrem Geburtstag in Ihrer Heimat ausgelöst. Bruckner ist der Brückenbauer, Anton hat den Klang im Namen schon eingeschrieben, der in der ersten oberösterreichischen KulturEXPO zum Programm wird: Im Wald, in Konzert-, Theater- oder Kirchen[1]räumen, auf Schaukeln, Ortsplätzen, in Bruckner-Straßen oder virtuellen Arealen wird ganz Oberösterreich zur Bühne der Gegenwart für kleine und große Menschen, Musikbegeisterte, Spaziergänger, Bruckner-Nerds, Wissenshungrige oder Liebhaberinnen des Unerwarteten. Sie vermitteln, vernetzen, sprengen Grenzen und öffnen die Tür in die Welt! Sie können sich gar nicht vorstellen, in welcher Vielfalt wir Sie feiern und uns dabei mit der Gegenwart beschäftigen. In einem Theaterstück wird Ihre Begegnung mit dem Wilheringer Affen Thema sein, ein Staatspreisträger hat einen Klangwald für Sie geschaffen. Ein Komponist namens Wagner, nicht Richard, sondern David, radelt wochenlang zu allen Bruckner Straßen im Land und sammelt Themen aus Ihren Sinfonien ein. Wagner ist zu Ihnen unterwegs, nicht umgekehrt. Im Alten Dom ereignete sich eine brandneue Kirchenoper namens „Findling“ rund um Sie. Ausstellungen gibt es in Ansfelden, St. Florian, Linz, Kronstorf, Steyr und sogar in Wien. Das Bruckner Orchester Linz – ja, es gibt ein großartiges Orchester, das Ihren Namen trägt – spielt alle Sinfonien und nahm diese in allen Fassungen auf und bekam dafür den europäischen Musik Oscar! Alle großen Orchester spielen Ihre Sinfonien. Und auf der SCHORGEL, einem Orgelspielplatz, schaukeln die Menschen im ganzen Land. Sie sind ein wahrer Brückenbauer, ein Pontifex musicus maximus.

Am 4. September, Ihrem 200. Geburtstag, feiern wir 24 Stunden lang, das Bruckner Orchester Linz spielt am Vormittag unter Markus Poschner ihr „Te Deum“ und die „Neunte“. Abends kommen das Cleveland Orchestra und Franz Welser-Möst nach Ansfelden, um dort die „Romantische“ zu musizieren.

Musik ist sowieso die Lösung, erinnert mich ein Freund immer, Ihre ganz besonders. Dafür danken wir Ihnen, verehrter Herr Doctor!

Hochachtungsvoll

Portrait Norbert Trawöger

Norbert Trawöger
Künstlerischer Leiter Anton Bruckner 2024

Ebenfalls aus der Reihe „Mit Bruckner durchs Jahr“:

Schwingungserhöhung

Dass Kultur nie ein Standbild ist, thematisiert Norbert Trawöger in neuen Artikel der Serien „Mit Bruckner durchs Jahr“. Kultur ist eine Bewegung, ein Prozess, in dem wir unter anderem unsere Zusammengehörigkeit thematisieren und verhandeln.

Bruckner! Bewegt, heiter*

Es gibt nicht einen Bruckner, sondern mehrere. In diesem Artikel der Serie „Mit Bruckner durchs Jahr“ zeigt Norbert Trawöger auf, dass dies mitunter ein heldenhafter, ein zweifelhafter, ein rätselhafter oder auch ein sinnierender sein kann.

Aufbruch ins ABenteuer!

Das Bruckner-Jahr startete mit einem wahren Konzertreigen, der sich über Linz, Haid und Kirchdorf bis hin nach Wien zog und die erste OÖ KulturEXPO mit einem musikalischen Feuerwerk gebührend aus der Taufe hob.

Wir sind eine Sinfonie!

„Bruckner is coming home“ wurde für die Planung der ersten OÖ KulturEXPO ausgerufen, was nichts anderes heißt, als über ihn in der Gegenwart ins Gespräch zu kommen. Genau das macht Norbert Trawöger, Künstlerischer Leiter Anton Bruckner 2024, in seiner Reihe „Mit Bruckner durchs Jahr“.

Aussi, eina.

Im Artikel setzt sich Norbert Trawöger mit den Sprach- und Klanglandschaften von Oberösterreich, die untrennbar in Verbindung mit dem Genius Loci Anton Bruckner stehen und in der OÖ KulturExpo 2024 anlässlich seines 200. Geburtstag über alle Grenzen hinaus getragen werden, auseinander.

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